Datum: 13.12.2024 - Lesedauer: 5 Minuten - Autor: SIGEKO IN DER REGION Redaktion
In der heutigen Arbeitswelt, in der Stress allgegenwärtig ist, gewinnt das Thema psychische Gesundheit zunehmend an Bedeutung. Um zu bewerten, wie hoch die psychische Belastung am Arbeitsplatz ist, wird eine sogenannte “Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung” erstellt. Doch was genau ist eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung und warum sollten Unternehmen sich intensiv damit auseinandersetzen?
Was ist eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung?
Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist ein systematischer Prozess, bei dem mögliche psychische Gefährdungen am Arbeitsplatz identifiziert, bewertet und geeignete Maßnahmen zur Minimierung dieser Gefahren entwickelt werden. Diese Art der Beurteilung zielt darauf ab, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern und gleichzeitig die Produktivität und Effizienz im Betrieb zu steigern.
Branchen mit hoher psychischer Belastung
Es gibt zahlreiche Branchen, in denen die psychische Belastung besonders hoch ist. Dazu zählen:
- Gesundheits- und Pflegewesen: Pflegekräfte und Ärzte stehen oft unter erheblichem Zeitdruck und emotionaler Belastung.
- Bildungssektor: Lehrer und Erzieher stehen vor der Herausforderung, ihre Schüler individuell zu fördern, was eine hohe psychische Belastung mit sich bringen kann.
- Bauwesen: Stress durch zeitliche Vorgaben und Sicherheitsanforderungen kann in dieser Branche erheblich sein.
- Callcenter: Die ständige Kundenkommunikation und hohe Leistungsanforderungen können zu Stress führen.
- Schlachthöfe: Beschäftigte eines Schlachtbetriebes erleben tagtäglich eine hohe psychische Belastung. Oft wird die enorme Belastung mit einem hohen Alkoholkonsum kompensiert.
Wie oft sollte man die Gefährdungsbeurteilung durchführen?
Eine Gefährdungsbeurteilung sollte regelmäßig überprüft und aktualisiert werden. Generell empfiehlt es sich, diese mindestens einmal jährlich durchzuführen oder bei Veränderung von Arbeitsbedingungen, wie z. B. Neueinstellungen, Umstrukturierungen oder der Einführung neuer Technologien.
Wer erstellt die Gefährdungsbeurteilung?
In der Regel obliegt die Erstellung der Gefährdungsbeurteilung der Geschäftsführung. Diese sollte alle Perspektiven einbeziehen, um ein umfassendes Bild der möglichen psychischen Belastungen zu erhalten. Laut § 13 Abs. 2 ArbSchG, kann die Erstellung auch an eine fachlich geeignete Person, wie eine Fachkraft für Arbeitssicherheit, überlassen werden.
Detaillierte Schritte zur Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung von psychischen Belastungen
Die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastungen umfasst mehrere systematische Schritte, um potenzielle psychische Risiken am Arbeitsplatz zu identifizieren, zu bewerten und geeignete Maßnahmen zur Reduzierung dieser Risiken zu entwickeln. Üblicherweise wird wie folgt vorgegangen:
Vorbereitung und Planung
- Zielsetzung definieren: Klärung des Ziels der Gefährdungsbeurteilung, z. B. Verbesserung des psychischen Wohlbefindens der Mitarbeitenden.
- Projektteam bilden: Zusammenstellung eines interdisziplinären Teams, bestehend aus Führungskräften, HR-Managern und idealerweise Vertretern der Mitarbeitenden.
- Ressourcen und Zeitrahmen festlegen: Bestimmung der benötigten Ressourcen (Budget, Zeit, externe Experten) und Erstellung eines Zeitplans für den gesamten Prozess.
Informationssammlung
- Mitarbeiterbefragungen: Durchführung anonymer Umfragen, um die Erfahrungen der Mitarbeitenden bezüglich psychischer Belastungen zu erfassen.
- Interviews: Gespräche mit Mitarbeitenden, um tiefere Einblicke in spezifische Belastungen zu erhalten.
- Beobachtungen: Direkte Beobachtungen der Arbeitsabläufe, um potenzielle Stressoren zu identifizieren.
- Dokumentation analysieren: Prüfung von Unfallberichten, Krankheitsstatistiken und Feedback aus Mitarbeitergesprächen.
Identifikation psychischer Risiken
- Analyse der gesammelten Daten: Identifikation von häufig genannten Stressoren, wie z. B. Zeitdruck, fehlende Unterstützung, wenig Handlungsspielraum, organisatorische Veränderungen.
- Erstellung eines Risikobildes: Visualisierung der identifizierten Risiken, beispielsweise in Form von Mindmaps oder einer Risikomatrix, um Zusammenhänge und Prioritäten darzustellen.
Bewertung der Risiken
- Risikoanalyse durchführen: Bewertung der psychischen Belastungen nach Kriterien wie Häufigkeit, Intensität und Auswirkungen auf die Gesundheit.
→ Einsatz von Bewertungsinstrumenten, z. B. Checklisten oder spezifische Fragebögen zur Risikoanalyse. - Priorisierung: Einstufung der identifizierten Risiken, um die dringlichsten Probleme zuerst anzugehen (z. B. durch Hoch-Mittel-Niedrig-Kategorisierung).
Maßnahmen entwickeln
- Entwicklung von Handlungsempfehlungen: Erarbeitung konkreter Maßnahmen zur Reduzierung der identifizierten Risiken.
- Einbeziehung der Mitarbeitenden: Mitarbeitende in die Entwicklung von Maßnahmen einbeziehen, um deren Akzeptanz und Wirksamkeit zu erhöhen.
Umsetzung der Maßnahmen
- Aktionsplan erstellen: Festlegung klarer Verantwortlichkeiten, Ressourcen und Zeitplänen zur Umsetzung der Maßnahmen.
- Kommunikation: Informationen über die getroffenen Maßnahmen an alle Mitarbeitenden kommunizieren, um Transparenz zu schaffen und das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu fördern.
Überwachung und Evaluation
- Implementierung von Monitoringsystemen: Regelmäßige Überprüfung der Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen, um sicherzustellen, dass sie die gewünschten Effekte haben.
- Feedback einholen: Anonymisierte Rückmeldungen von Mitarbeitenden zu den durchgeführten Maßnahmen einholen.
- Anpassungsbedarf identifizieren: Evaluierung der Gefährdungsbeurteilung und der Maßnahmen, um erforderliche Anpassungen vorzunehmen oder neue Risiken zu identifizieren.
Dokumentation und Berichterstattung
- Erstellung eines Abschlussberichts: Zusammenfassung aller Schritte, Identifikationen, Bewertungen und umgesetzten Maßnahmen in einem schriftlichen Dokument.
- Archivierung: Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung und der Ergebnisse für die Einhaltung rechtlicher Vorgaben und zur zukünftigen Orientierung.
Regelmäßige Aktualisierung
- Termine für Nachbeurteilungen festlegen: Planung von regelmäßigen Überprüfungen der Gefährdungsbeurteilung, um neuen Entwicklungen und Änderungen in der Arbeitsumgebung Rechnung zu tragen.
- Proaktive Anpassungen: Bereitschaft zur Anpassung der Gefährdungsbeurteilung und der Maßnahmen basierend auf neuen Erkenntnissen und Feedback.
Durch die systematische Durchführung dieser Schritte können Unternehmen psychische Belastungen am Arbeitsplatz wirksam identifizieren und adressieren, wodurch das Wohlbefinden der Mitarbeitenden gefördert und die Produktivität gesteigert wird.
Externe Unterstützung bei der Gefährdungsbeurteilung
Immer mehr Unternehmen entscheiden sich für externe Unterstützung bei der Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung. Hier kommen Experten ins Spiel, wie beispielsweise:
- Fachkraft für Arbeitssicherheit (SiFa): Fachkräfte für Arbeitssicherheit bringen das notwendige Know-how mit und können wertvolle Impulse für die Analyse geben, oder gar die komplette Gefährdungsbeurteilung erstellen. Eine Fachkraft für Arbeitssicherheit kann in so gut wie allen Branchen eingesetzt werden.
- Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinatoren (SiGeKo): SiGeKos kümmern sich speziell um den Arbeitsschutz auf Baustellen. Sie können Gefährdungen auf einer Baustelle erkennen und halten diese, mit passenden Schutzmaßnahmen, in einem sogenannten SiGe-Plan fest. Durch die regelmäßigen SiGe-Begehungen wird geprüft, ob die empfohlenen Maßnahmen auch in der Praxis umgesetzt werden. Der anschließende SiGe-Bericht dokumentiert, welche Maßnahmen nicht umgesetzt wurden. Die Beauftragung eines SiGeKo ist Aufgabe des Bauherrn.
Fazit
Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist ein wesentlicher Bestandteil eines effizienten und gesundheitsbewussten Unternehmens. Durch eine regelmäßige Überprüfung und die Einbeziehung von Fachleuten sichern Sie nicht nur das Wohlergehen Ihrer Mitarbeitenden, sondern fördern gleichzeitig eine positive Arbeitsatmosphäre und eine hohe Motivation im Team. Durch die aktive Reduzierung von psychischen Belastungen schaffen Sie also eine Win-Win-Situation für Ihr Unternehmen.
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